Wir sind von Salta in Argentinien zunächst nach Purmamarca, einem Dorf auf 2200 Metern Höhe. Der Ort ist wegen seiner umliegenden, bunten Bergformationen bekannt. In einer guten Stunde ist der Cerro de los Siete Colores zu erwandern. Wirklich beeindruckend die vielen Farben der Gesteinsschichten.
Wir wollen am nächsten Tag 420 Kilometer weit, nach San Pedro de Atacama in Chile, und weil der Weg dorthin, zumindest die Hälfte der Strecke, auf weit über 4000 Metern verläuft, holen wir mal vor Ort Informationen ein.
Zum Tanken müssen wir nocheinmal ein Stück zurück,
25 Kilometer durchs Tal hinaus. Benzin gibts danach erst wieder oben an der Grenzabfertigung Argentinien/Chile.
Die Strasse ist durchgehend asfaltiert, keine Probleme zu erwarten. Also los.
Nach gut 6stündiger Bummelfahrt über Serpentinen, Hochflächen, Karen, kommen wir an den fast 6000 Meter hohen, erloschenen Vulkan Licancabur.
Hier verläüft auch die Grenze Chile/Bolivien. Vom Rand des Hochplateaus sehen wir auf eine 2000 Meter tiefer gelegene Oase mit dem Städtchen San Pedro mitten in der Atacama-Wüste hinab. Die Strasse verläuft fast gerade hinunter. Innerhalb weniger Kilometer ist der Höhenunterschied abgebaut und wir rollen im Zentrum ein.
Eine Unterkunft ist in diesem von Staub und Touristen geprägten Ort schnell gefunden.
San Pedro scheint gerade steil im Trend. Viele junge Leute in den Strassen, viele Szene-Lokale, Happy-Hour bis 22 Uhr. Danach gehts erst richtig los und das Partyvolk hat seinen Auftritt.
Die Auskünfte die wir zur Strassenbeschaffenheit, Benzin, Unterkünften auf dem 380 Kilometer langen Weg nach Uyuni hinüber einholen sind nicht gerade ermutigend.
Kurzerhand beschliessen wir den Ausflug hinüber, bei einem der vielen Touranbieter zu buchen.
Frühzeitig am Morgen werden wir an unserer Unterkunft abgeholt. Einen Teil des Gepäcks und das Moto dürfen wir in der Unterkunft lassen. Die Fahrt geht in 45 Minuten die Strasse die wir vorgestern gekommen sind, wieder hinauf zum Fusse des Licancabur, links ab, zur Grenze Chile\Bolivien. 4000 Meter Höhe, bei mir Kopfschmerzen, latentes Gefühl der Übelkeit, Atemnot bei schnellen Bewegungen. Etwas besser ists allerdings geworden. So langsam werde wohl auch auch ich akklimatisiert sein.
Roswitha hat nie Probleme wegen der Höhe.
Wir sind in einem grossen SUV unterwegs. Toyota Landcruiser. Fahrer, Guide, ein Pärchen aus den USA und wir beide.
An der Grenze zu Bolivien ist Schluss mit dem Asfalt und die Fahrt geht auf Schotter weiter.
Immer wieder biegt der Fahrer von der Hauptroute ab, zu Sehenswürdigkeiten die etwas abseits liegen. So bekommen wir die Laguna Blanca zu sehen, die Laguna Colorada und eine Laguna Verde gibts auch noch. An allen dreien Scharen von Flamingos die das Wasser mit ihren Schnäbeln nach fressbarem durchseien. Im Hintergrund, das Panorama dominierend, der Licancabur. Der Gipfel meist mit Wölkchen geschmückt sodas es aussieht, als würde Rauch vom Gipfel aufsteigen. Leicht nachzuempfinden dass schon die Incas da oben den Sitz ihrer Gottheiten wähnten.
Sogut wie alle Fahrzeuge die hier heroben in dieser Wüstenlandschaft unterwegs sind, sind geländegängige Jeeps der verschiedenen Touranbieter. Leider überbieten sie sich gegenseitig, wer die grössere Staubfahne hinter sich herzieht. Unser Fahrer tut sich besonders hervor. Er schafft es fast immer, vor den anderen herzufahren. Staub hinter uns ist besser als den Staub des Vorderen schlucken zu müssen.
An warmen Quellen die einen See speisen kommen wir vorbei. In einem Gebäude bekommen wir ein treffliches Mittagessen serviert. Gemauerte Becken am Seeufer denen Dampf entsteigt laden zum Baden ein. Wer will kann sich hier hineinsetzen und suhlen. Grossartige Landschaft. Vergletscherte Gipfel in der Ferne. Vicunjas weiden immer wieder einzeln und in kleinen Herden im spärlichen Grün unweit der Piste. Diese verlassen wir wiedereinmal, um bei Geysiren Halt zu machen. Aus Erdspalten pfeift Dampf, in Schlammpfannen brodelt es, der Geruch von faulen Eiern liegt in der Luft.
Immer wieder sind wir auf unserem Weg über namenlose Übergänge gefahren. Ich schaue da immer auf die Garmin. Als auch unser Guide sagt, dies sei der höchste Punkt auf unserer Fahrt, zeigt sie 4700 Meter. Ich bin froh dass es jetzt abwärts geht. Der Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Wir gelangen zu einem Ort mitten in dieser schaurig-schönen Einöde.
Hier bleiben wir über Nacht. Nach und nach kommen die Jeeps verschiedener Veranstalter hier an. Aufgeteilt auf mehrere Häuser finden alle eine Unterkunft. Ein Zimmer wird uns zugewiesen, Gemeinschaftsbad und eine Toilette für 20 Personen. Warmwasser und Kloopapier ist im Preis der Tour nicht inbegriffen. Dafür kassiert eine feiste Indio extra. In einem Aufenthaltsraum wird ein prima Abendesssen serviert.
Wenn die Appetittlosigkeit nicht wäre.
Wir sind immer noch auf über 4000 Metern Höhe.
Wach sein auf dieser Höhe ist eines, schlafen etwas anderes.
Immer wenn ich einschlafe verflacht die Atmung und ich schrecke nach Atem ringend auf. Dazu der Drang der vollen Blase weil viel trinken begegnet der Höhenkrankheit. Angeblich gleich wie die Kokablätter die ich tagsüber gekaut habe. Schlaffördernd werden die auch nicht wirken.
Auch diese Nacht geht vorüber und am Morgen, als der Run auf die Toilette losgeht, kann ich mich schon an den Frühstückstisch begeben.
Die Fahrt geht weiter. Wieder Sehenswürdigkeiten an und abseits der Strasse. Bald besondere Felsformationen, bald ein landschaftliches Kleinod.
Bin froh dass wir uns für die geführte Tour entschieden haben. Diese Perlen entlang des Weges hätten wir übersehen.
Zudem der Strassenzustand. Zu zweit auf dem Motorrad,
in 2 Tagen wäre die Distanz nicht zu bewältigen gewesen,
ja nichteinmal den richtigen Weg hätten wir bei dem Gewirr von unbeschilderten Abzweigungen gefunden.
Am späten Nachmittag erreichen wir an einem trockenen Salzsee ein vollkommen aus Salz gebautes Hotel. Mauern, Theke, Tische, Betten, alles aus Salzblöcken gefügt. Hier werden wir die Nacht zubringen. 3300 Meter. Endlich mal gut schlafen. Gut aber kurz. Nach dem Abendessen zu dem sogar eine gute Flasche bolivianischen Weines serviert wird, verkündet der Guide dass wir um 4 Uhrfrüh aufbrechen werden, um zum Sonnenaufgang auf dem Salar draussen zu sein.
So ist es dann auch. Im Morgengrauen fahren wir und eine ganze Kette von Fahrzeugen los. Baldeinmal erreichen wir die Salzfläche die wie eine Eisfläche wirkt. Die ersten Kilometer noch holprig und von Wasserfurchen durchzogen, wird die Fläche immer glatter und bald brettert der Landcruiser auf dem Salz dahin. Durch die Weite verlieren sich die anderen Fahrzeuge und sind nur mehr an ihren Lichtern weit aufgefächert zu sehen.
In der Ferne noch ein paar Erhebungen, nach der anderen Seite bis zum Horizont nichts mehr.
Eine diese Erhebungen steuern wir an. Wüsste ich es nicht besser, würde ich mir einbilden, der Jeep düse quer über den Mond oder einen anderen mir fremden Planeten. Eine unbegreifliche Landschaft, die zum träumen, reflektieren und fotografieren einlädt. Trotz Höchstgeschwindigkeit dauert es fast eine halbe Stunde bis wir an eine Insel im Salzmeer gelangen. Wir halten an und gehen „an Land“. Bei der Insel handelt es sich um Incahuasi, was auf deutsch Haus des Inca bedeutet. Sie ist von Kakteen übersät. Auf dem höchsten Punkt, rund 50 Meter über dem Salz erwarten wir den Sonnenaufgang. Orangerot steigt die Sonne aus dem „Eis“. Bald liegt das schier unendliche Salzmeer strahlend weiss vor uns, heller als auf jedem Gletscher glänzt uns die Sonne entgegen.
Bald werden wir wieder an den Strand gerufen. Dort empfängt uns zu unserer Überraschung ein von Fahrer und Guide arrangiertes Frühstücksbuffet.
Nach dem Frühstück haben wir Zeit die Insel zu erkunden. Der Rundweg auf der Kakteeninsel dauert ca. eine halbe Stunde, je nachdem wie oft man stehen bleibt und die Faszination einatmet, die sich gerade vor einem abspielt. Manche der Kakteen sind über 10 Meter hoch. Bei einem Wachstum von 1 cm pro Jahr ergibt sich ein stattliches Alter.
Zum fotografieren halten wir auf dem Eis, äh Salz noch mehrmals an. Der Kreativität zu einem hippen Motiv sind keine Grenzen gesetzt.
Auf Spielzeugelefanten kann man plötzlich reiten. Oder ein Effekt mit Spiegelungen, wo ein Film Wasser das Salz bedeckt. Die trockene, staubfreie Luft erlaubt ungeahnte Perspektiven.
Der Stadt Uyuni statten wir noch einen Besuch ab.
Ähnlich San Pedro, ein quirrliges Städtchen in der Wüste.
Vor der Stadt noch der Eisenbahnfriedhof. Hier rosten seit dem Niedergang der Bergbauindustrie in den 1940er Jahren mehrere Garnituren von Zügen vor sich hin.
Am späteren Nachmittag brechen wir auf und es geht ohne jeglichen Umweg, die 380 Kilometer wieder zurück nach San Pedro.
Wieder schlafen wir im Ort wo wir schon auf der Herfahrt nächtigten.
Es ist noch stockfinster als wir zur letzten Etappe aufbrechen.
Im Jeep schlafe ich weiter. Alle schlafen. Ein Halbschlaf.
Nur der Fahrer hält Kokablätterkauend den Kurs durch die Nacht.
Eine geile Musik hat er eingelegt. Es rüttelt und schaukelt. Immer wenn es durch die Strassenbeschaffenheit zu einem besonders kräftigen Schüttler kommt, schrecke ich auf und schaue zum Fahrer nach vorne, ob er wohl nicht auch eingeschlafen sei.
Langsam beginnt der Morgen zu dämmern.
Die Landschaft draussen, bald weit, bald bizarr, bald sanft.
Mit dem Sonnenaufgang wechseln die Farben. Am Vormittag erreichen wir wieder die Grenze unterhalb des Licancabur.
4 Tage/3 Nächte all inclusive, mit Toyota Landcruiser – 400 Kilometer hin und genausoviele zurück, über Stock und Stein, Fahrer und Guide, gesamt 6 Personen im Fahrzeug, was mag sowas kosten? Ich sags euch: 220 Dollar/Person.
Comments (2)
Alex, deine Erzählungen und Bilder sind faszinierend, sodaß man sofort mit dem Gedanken spielt, einige Etappen Eurer Reise nachzumachen. Kommt gut weiter!
Super Bericht Alex, wir freuen uns das wir durch deine tollen Erzählungen eure Reise miterleben dürfen…! Freuen uns immer von euch zu hören, liebe grüsse auch an Roswitha
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